10.12.23 -
Nauheimer Vereine melden sich in der Debatte über die
kommunale Vereinsförderung zu Wort. Sie wehren sich
gegen geplante Kürzungen, fühlen sich übergangen und
beklagen zu viel Bürokratismus.
Nach dem
Musikverein (>
mehr dazu hier; frei zugänglich) machen in den
vergangenen 48 Stunden Vereinsvertreter, deren Klubs von
Einschnitten betroffen wären, ihrem Unmut Luft.
Ob die neuen
Förderrichtlinien beschlossen werden, ist im Moment noch
offen. Unter anderem wird in der Neuregelung angestrebt,
dass Vereine von ihren Mitgliedern eine gewissen
Mindestbeitrag nehmen sollen. Andernfalls sollen sie nur
noch 50 Prozent an Zuwendungen erhalten.
Das Thema ist am
Montag, 4. Dezember, im Sozialausschuss nicht großartig
behandelt worden. Tenor der kurzen Aussprache mit
einstimmigen Beschluss für die neuen Richtlinien: Alles
sei schon einmal besprochen worden und die Vereine
hätten davon gewusst bzw. seien bei (nicht öffentlichen)
Vorberatungen beteiligt gewesen.
Nun stellt sich
heraus, dass offenbar mehrere Klubs von den Vorgängen
überhaupt nichts gewusst haben und erstmals durch die
Berichterstattung von Nauheim-Online von den Plänen
erfuhren (>
der erste Beitrag dazu hier im Premiumbereich)
Am Montag, 11.
Dezember, heißt es für die Fraktionen: Farbe bekennen.
Das Thema steht im Haupt- und Finanzausschuss auf der
Tagesordnung. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im
Bürgersaal und ist öffentlich.
Mehrere Klubs
nicht informiert
Sabrina
Becker, Vorsitzende des Gesangvereins
Eintracht, greift das Thema in der Diskussionsgruppe
"Faires Miteinander" (Facebook) auf.
Sie schreibt,
dass durch die neue Richtlinie "besonders kleine, neue
und kulturschaffende Vereine schlechter gefördert"
würden als bisher. Der Darstellung im Sozialausschuss,
dass die Vereine dazu gehört worden seien, widerspricht
sie. "Ich kann für den Gesangverein sagen: wir wurden
nicht angehört oder angemessen vertreten."
Michael
Schneider, Vorsitzender des Vereins
"Musikförderung für Nauheim" und Gemeindevertreter der
SPD, bezieht wie folgt Stellung:
"Die
Musikförderung für Nauheim war nicht eingeladen. Wir
hatten aber mehrfach genau darum gebeten, da wir eine
Reihe von Anmerkungen, Hinweisen und Feedbacks sowohl
inhaltliche als auch ablauftechnische und strukturelle
Aspekte betreffend haben, die wir immer noch sehr gerne
teilen würden. Mein Verständnis ist, dass auch der
Musikverein 1950 Nauheim nicht die Gelegenheit hatte,
seinen Input zu geben."
Rainer
Daum meldet sich als Vorsitzender des
Tauchsportvereins Seeteufel zu Wort und sagt, dass sein
Verein weder informiert worden sei noch die Chance
gehabt habe, Input zu liefern.
Wurde
"gelogen"?
Sven
Reinig bestätigt dies als Vorsitzender des
Footballvereins Wild Boys. Deutlich klingt ein Kommentar
eines Bürgers an die Adresse der Verwaltungsspitze:
"Peinlich wenn Politiker 'lügen'! Gruß an den BM und das
Jugendparlament."
In einer weitere
Stellungnahme erklärt der Mann seine Position. Im
Sozialausschuss sei gesagt worden (und N-O kann dies
bestätigen), dass die Vereine informiert bzw. gehört
worden seien. Nach dem bisherigen Feedback sei dies, so
der Eindruck des Bürgers, aber bei den meisten oder bei
gar keinem der Fall.
Nach Ansicht des
Bürgers sei somit "die Unwahrheit gesagt" worden oder er
verstehe etwas falsch. Ein weiterer Nauheimer schreibt:
Es liege "die Vermutung nahe, dass kein Interesse am
Input der Vereine vorlag".
Schachverein:
Vereine außen vorgelassen
Ausführlich
meldet sich am Samstag der Schachverein zu Wort.
Vorsitzender Michael Engelhardt hat
folgende Mitteilung des Vereins übermittelt, die hier im
Wortlaut veröffentlicht wird:
Der Schachverein
Nauheim 1997 e.V. ist überrascht von dem Verfahren und
Inhalt der geplanten Vereinsförderrichtline. Zu dem
offensichtlich nur in kleiner Runde erarbeiteten Entwurf
wurden die Meinungen und Betroffenheiten der meisten
Nauheimer Vereine außen vorgelassen.
Am Inhalt
kritisieren wir insbesondere:
-
Vereine unter
25 Mitgliedern sollen gar keine Vereinsförderung
mehr erhalten;
-
Auch
langlebige Sportgeräte werden erst ab einem
Anschaffungswert von 450 Euro pro Stück gefördert.
Damit wird der Schachverein in Zukunft auch von
solch einer Förderung nicht mehr profitieren können;
-
Um als
förderungswürdig zu gelten sollen die Vereine
nachweisen, dass nicht mehr als die Hälfte der
Mitglieder außerhalb von Nauheim wohnen;
-
Durch den
jährlichen Mindestbeitrag von 48 Euro müsste der
Verein seine regulären Beiträge um ca. 50 Prozent
anheben;
-
Ermäßigungen
für z.B. Arbeitslose darf der Verein nicht mehr
gewähren. Dies ist im höchsten Maße unsozial;
-
Eine
unbürokratische Förderung mit einem Pauschalbetrag
wie bisher 200 Euro ist gar nicht mehr vorgesehen.
Goldene
Schachbretter?
Der Schachverein
fragt sich warum kleine Vereine nicht mehr als
förderungswürdig gelten sollen und warum z.B. die
Anschaffung von Schachbrettern erst dann gefördert wird,
wenn sie vergoldet sind.
Unabhängig von
den Ungerechtigkeiten, die durch die neue Richtlinie
entstehen würden, ist die neue Richtlinie auch viel zu
bürokratisch.
Neben der
Unterscheidung, ob Mitglieder aus Nauheim oder nicht
kommen, soll auch in Zukunft unterschieden werden ob
einzelne Mitglieder älter oder nicht als 70 Jahre alt
sind.
Der Schachverein
appelliert an die Gemeindevertretung, der neuen
Richtlinie nicht zuzustimmen und zu einer gerechteren
und händelbareren Richtlinie zurückzukommen. Für einen
entsprechenden Input oder Meinungsaustausch stehen wir
gerne zur Verfügung.