7.12.23 – Neue
Förderrichtlinien in Nauheim:
"Vereine, die von
ihren Mitgliedern wenig Beiträge verlangen, sollen
künftig von der Gemeinde weniger Zuschüsse bekommen."
So berichtete
Nauheim-Online exklusiv am 5. Dezember (>
mehr dazu hier im Premium-Bereich).
Einige Klubs
scheint die Nachricht ziemlich überrascht zu haben –
denn sie wussten oder ahnten offenbar nichts vom
Rotstift, den Verwaltung und Gemeindevertreter ansetzen.
Und das, obwohl anderes behauptet wird.
Nun meldet sich
nach dem FDP-Gemeindevertreter Gerd Petersen, dem
früheren Vorsitzenden des Schachvereins, der
Musikverein zu Wort.
Der renommierte
Klub, der seit seiner Gründung 1950 so viel Gutes für
das Image der Kommune als Musikgemeinde getan hat, ist
gelinde gesagt: nicht amüsiert.
"Wir
haben durch den Artikel auf Nauheim-Online von der
geplanten Zuschusskürzung für Vereine erfahren, deren
Mitgliedsbeitrag für Erwachsene weniger als 48 Euro pro
Jahr beträgt.
Mehr als
überrascht waren wir zu lesen, dass es vorab ein
Gespräch mit Vereinen gegeben habe. Der Musikverein ist
dazu nicht eingeladen gewesen. Es wäre jedoch schön, zu
erfahren, wer da glaubte, für die Nauheimer Vereine und
speziell für uns sprechen zu können.
Hätte man uns
gefragt, hätten wir sehr einfach vorrechnen können, dass
ein solches Ansinnen für einen kleinen Verein wie uns
die Wahl zwischen Strick oder Kugel bedeutet:
Heben wir den
Mitgliedsbeitrag (wie gefordert) an – in unserem Falle
wären das ca. 30 Prozent auf einen Schlag – müssen wir
mit Kündigungen rechnen. Tun wir es nicht, halbiert sich
die jährliche gemeindliche Vereinsförderung. Und die
ist, wenn wir daran erinnern dürfen, ohnehin das
Einzige, was wir als Musikverein von der Musikgemeinde
als strukturelle Unterstützung erwarten dürfen.
"Austritte werden die Folge sein"
Hat eigentlich
irgendjemand mal darüber nachgedacht, was das für die
Vereinsmitglieder bedeutet? Gerade ältere Menschen sind
teilweise seit Jahrzehnten in mehreren Vereinen
Mitglied. Nicht, weil sie aktiv Sport ausüben wollen
(bzw. können), sondern weil sie Teil der Nauheimer
Gemeinschaft sind.
Wenn nun auch nur
drei von den Vereinen, die sie unterstützen,
gleichzeitig den Mitgliedsbeitrag substanziell anheben,
wird für viele die Schmerzgrenze überschritten werden.
Austritte werden die Folge sein.
Für einen kleinen
Verein wie uns sind dann schnell zehn bis15 Prozent der
Mitglieder verloren. Und dafür gibt es ja keine
Kompensation seitens der Gemeinde, sondern gerade mal
ein Aufrechterhalten des Status Quo.
Wir dürfen die
Verwaltung vielleicht daran erinnern, dass Vereine wie
der unsere GEMEINNÜTZIG sind. Das bedeutet, dass sie der
Gemeinschaft (und der Gemeinde) nützen. Das haben wir
amtlich und bekommen es Jahr für Jahr vom Finanzamt
bestätigt.
"Unliebsame Bittsteller"
Warum behandelt
man uns dann eigentlich wie unliebsame Bittsteller, die
eine ungerechtfertigte Forderung an die Allgemeinheit
stellen?
Wir geben der
Allgemeinheit ziemlich viel – gerade erst beim
Volkstrauertag und dem Weihnachtsmarkt unter Beweis
gestellt. Das konnte jeder hören, der wollte.
Um aber
versöhnlich zu schließen: natürlich wissen auch wir,
dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann und
dass die öffentlichen Haushalte aus den
unterschiedlichsten Gründen zum Sparen gezwungen sind.
Wir hätten uns
aber ein Gespräch und eine Information gewünscht, die
den normalerweise guten Beziehungen zwischen Vereinen
und Gemeinde entspricht.
Sehr gerne stehen
wir auch weiterhin für ein solches Gespräch zur
Verfügung."
Fehlende Transparenz - bis heute
Im Juli
2023 war erstmals über den Entwurf für neue
Förderrichtlinien debattiert worden. Darauf haben sich
Gemeindevertreter jetzt berufen, als die Kritik laut
wurde, dass die Klubs nicht umfassend informiert wurden.
Doch über die Kürzungen wurde damals nur
am Rande gesprochen, geschweige denn Vereine um eine
Stellungnahme gebeten.
Schon damals
erwähnte Nauheim-Online die fehlende Transparenz, >
nachzulesen für Premium-Nutzer hier.
Unter anderem
wurde angemerkt:
-
Was im
Entwurf der Richtlinien en detail steht, konnten
Bürger vor und während der Ausschusssitzung nicht
nachvollziehen.
-
Die
Unterlagen waren öffentlich nicht zugänglich, obwohl
genau genommen Tausende Nauheimer Bürger, die
Mitglied in einem Verein sind, indirekt betroffen
sind.
-
Wichtig sind
die Papiere vor allem auch für die Vereinsvorstände,
die Zuschüsse beantragen.
-
Finanzspritzen gibt es beispielsweise für
Übungsleiter, langlebige Wirtschaftsgüter und bei
Jubiläen.
-
Gemeindevertretervorsteher Johann Siegl (CDU) hat
zugesagt, zu ergründen, warum und gegebenenfalls
wann die Unterlagen von der Gemeindeverwaltung im
Internet bereitgestellt werden.